Im Mittelpunkt des Tanzkonzertes stand AyseDeniz Gokcin. Die junge, aus der Türkei stammende klassische Pianistin hat vor allem durch ihre Klavierarrangements von Pink Floyd Aufmerksamkeit erregt. Für „Close Up“ interpretierte sie die Musik von Thierry Zaboitzeff. Editta Braun hat dazu choreografiert und ihre Luvos-Lemuren wieder auferstehen lassen.
AyseDeniz Gokcin ist zweifelsohne nicht nur ein Riesentalent, sondern auch eine attraktive Erscheinung. Sie entlockt ihrem Instrument mächtige Akkorde, spielt perlend Melodien wie die Mondscheinsonate oder aber auch rockend Songs aus der Popmusik wie Michael Jacksons „Billy Jean“. Doch abseits dieser „Gassenhauer“ erfordern Thierry Zaboitzeffs Kompositionen vom Zuhörer einiges an Konzentration. Der Auftritt der Tänzerinnen wirkt dabei eher ablenkend.
Editta Braun hat für diesen Abend ihre lemurenhaften Wesen wieder ausgegraben. 1985 erhielt sie für die Originalversion von „Lufus“ (damals mit dem Salzburger Kollektiv Vorgänge) den begehrten Preis von Bagnolet, 2001 und 2012 wurden die Neueinstudierung mit der Editta Braun Company unter dem Titel „Luvos“ zum Fixpunkt im Repertoire der Tourneetruppe.
Doch mit dem vierten Aufguss wird die Erfolgsgeschichte der fremden Wesen nicht weitergeschrieben. Denn anders als bei „Luvos“ gibt es hier kein raffiniertes Licht, das aus den nackten Oberkörpern und den Gliedmaßen der Tänzerinnen eine surreale Welt zaubert. Die Illusion ist bei der Konzertbeleuchtung dahin. Die Nackttänzerinnen mit Stringtanga unternahmen Luvos-mäßig eigenartige Versuche mit der Pianistin Kontakt aufzunehmen, etwa indem sie ihre Gliedmaßen hinter dem Klavier in die Höhe reckten, oder mit vornüber gebeugten Oberkörpern mit Perücken auf dem Kopf um sie herumzappelten, ohne das Gesicht preiszugeben. Auch diese wird in das Geschehen eingebunden, doch ihre Aktionen sind Füllmaterial und dramaturgisch nicht begründet. Und so fanden an diesem Abend auch die zwei Teile der Ankündigung, „Live Konzert mit Tanzperformance“, nicht zueinander.
AyseDeniz & editta braun company: „Close Up“, Uraufführung am 2. Oktober 2015 im Kosmos Theater