Die Gewinner des Tanzproduktionspreises No Ballet Competition 2013 Guido Sarli und Manuel Rodriguez sowie der Vorjahres-Gewinner Soo Dong Jung, Ballettdirektor der Oper Graz Darrel Toulon mit den Performern seines Community Dance Projekts „Through the Open Door“ und Tänzer-Choreograph Mike Munoz mit seinen KollegInnen der Tanzkompanie der Oper Graz:
So viel Tanz-Welt passt in zwei Stunden international besetzten Intensiv-Programms auf die Studiobühne des Opernhauses – zusätzlich zum in Millimeterarbeit „hinein gequetschten“ Publikum von 120 glücklichen Kartenbesitzern.
Die eröffnende Uraufführung „Outwards“ ist als „Work in a Week-Production“ entstanden: Unter der gemeinsamen Leitung von Guido Sarli und Manuel Rodriguez wie auch als gemeinsam kreierte Choreographie und Musik. In klarer choreographischer Sprache entwickelt sich das kompakte, auch formal in sich geschlossene Stück aus einem Gewebe von Licht, Ton und häufig rhythmisch akzentuierter Bewegung. Bewegung, die sich von minimalistischer eines Einzelnen in an- und abschwellenden Wogen zu großen Bewegungen der Gesamtcompagnie entfaltet, packend entfaltet. Thematisch eine abstrakte Suche im Inneren des eigenen Körpers, eine Reise zu einer Insel tief im eigenen Ich, wie Sarli es andeutend beschrieb. Mit faszinierender Eigenwilligkeit gräbt sich die auf Wesentliches reduzierte Komplexität in und unter die Haut des Betrachters, hinterlässt Spuren, die bleiben.
„Fake Disinterest“, so der Titel der darauffolgenden Uraufführung und ebenfalls als „work in a week“ entstandenen Choreographie des aus Korea gebürtigen Künstlers Soo Dong Jung, mag sich in seiner Intention einer „westlichen“ Interpretation zwar entzogen haben; an individueller Eindringlichkeit und überzeugenden Kraft mangelte es diesem Spiel, diesem Kräftemessen von ausladenden Bewegungen der Extremitäten wie ihrer ausharrenden, installativen Ruhe genau so wenig wie der Arbeit davor. Vielmehr faszinierte auch der alternierend quantitative Einsatz des Miteinander der Tänzer – ob in individueller Bewegung oder synchron –, ihr Gegen- oder Nebeneinander, und erforderten mimische Komponenten zusätzlich größte Aufmerksamkeit, um dieser feinsinnigen Choreographie gerecht zu werden. Dass eine adäquate Vermittlung des choreographischen Gedanken-Konzepts an die Grazer TänzerInnen möglich war, ist dem eigenen tänzerischen Können Soo Dong Jungs und damit seiner Möglichkeit des konkreten Zeigens und Vorführens zu verdanken.
Tanz als Kulturen übergreifende Möglichkeit der Kommunikation: Diese wertvolle Tatsache machte Darrel Toulon als Programmgestalter dieses Abends durch einen gezeigten Ausschnitt seines Community Dance Projekts bewusst: Hatte doch vor allem lockernder Körpereinsatz bei der Erarbeitung des Projektes bewirkt, dass überGrenzen hinweg Authentisches auf die Bühne gezaubert werden konnte und schließlich imstande war zu berühren. Dass Feinarbeit an der Ausdruckskraft und Bewegungstechnik der Performer seit der Uraufführung in der Andräkirche die formale Qualität erhöht hat, sei mit viel Anerkennung für die Beteiligten noch ergänzt.
Es war Toulon in seinen 14 Jahren als Ballettdirektor immer ein Anliegen gewesen, seine TänzerInnen in den Schaffungs- Prozess einzubeziehen; und ihm daher wichtig, auch eine Choreographie eines seiner Tänzer, Mike Munoz, als abschließende Uraufführung dieses Programmreigens zeigen zu können. Unter Einsatz des Gesamt-Ensembles wurde „New Piece“ präsentiert; ein mit Gespür für Dramatisches, der Comic – und Actionwelt Nahem und mit Freude an theatralen Möglichkeiten, musikalisch gemeinsam mit Lorenzo Romano erarbeitetes, relativ aufwändiges Werk.
"TanzNite 5" am 29. April 2015 auf der Studiobühne der Oper Graz.
Die nächste Aufführung der Tanzkompanie der Oper Graz ist die "6. Internationale Tanzgala" am 9. Mai auf der Großen Bühne.