Die Tanzpädagogin Miriam Schmid, Absolventin der Konservatorium Wien Privatuniversität, hat sich ein schwieriges Thema für ihre erste Gruppenchoreografie ausgesucht: Die 7 Todsünden. Sieben junge Tänzerinnen setzen sich gemeinsam als Rahmen und in Solos und Duos in sieben kurzen Szenen mit Habgier und Neid, Zorn, Wollust, Völlerei sowie Trägheit und Hochmut auseinander. Ein gelungenes Debüt im OFF Theater Wien.
Schmid, die zugleich mit dem Studium der Tanzpädagogik auch an der Universität Wien das Lehramt (Anglistik und Psychologie / Philosophie) gemacht hat, lässt sich in ihrer ersten Choreografie auf keine Experimente ein. Ruhig und sehr zurückhaltend agieren die Tänzerinnen, konzentrieren sich vor allem die Bewegungen der Arme und zeigen mit ausdrucksstarken Mimik eine breite Palette von Gefühlen. Der Bühnenraum im Off-Theater ist klein, sodass für ausholende Beinarbeit nicht viel Platz ist. Die Nähe zum Publikum ermöglicht jedoch direkten Kontakt und die Möglichkeit des direkten Kontaktes, gewissermaßen einen Austausch der Gefühle.
Eine wichtige Rolle spielt in „septem“ auch die Musik. Schmid hat Filmmusik gewählt und die Tänzerinnen fühlen sich damit sichtlich wohl. Allerdings ist Alfred Schnittkes Komposition zu Alexander Mittas Film „Das Märchen der Wanderung“ (1982) und dem Kinderfilm Rikki-Tikki-Tavi (Regie Alexander Sguridi, 1975) so aufgeladen mit Emotionen, dass Schmids Bewegungsvokabular mitunter zu sanft und blass wirkt. Mir scheint, die junge Choreografin traut sich selber noch nicht, behält ihre Möglichkeiten lieber unter Verschluss statt sie auszuschöpfen und dem nicht gerade brandaktuellen Thema (wer hat den Begriff „Todsünde“ heute noch im Wortschatz?) mehr Kraft und Schwung zu verleihen. Doch ein Debüt wird Fortsetzungen gebären und die Choreografin wird ihre Courage finden und die Bremsen loslassen. Uneingeschränktes Lob verdienen die konzentriert arbeitenden Tänzerinnen: Dorothea Altenburger, Akino Distelberger, Anna Grüssinger, Lisa Gutternigg, Carina Herbst, Olivia Hild, Corina Hoser.
Im zweiten Teil des Abends der Theatergruppe Bretterhaus, zeigte Peter F. Schmid als Fortsetzung seiner Auseinandersetzung mit der Faust-Thematik einen „Circus Infernalis“. Auch Zirkus könnte neben Unterhaltung etwas Tiefgang haben. Die Todsünden werden zerredet und überagiert. Die einzelnen „Circus“-Szenen enden mit Gekreisch, Gebrüll und Geschrei, weil die personifizierten Sünden mit grausamen Todesarten bestraft werden. Die vordergründige Katechismus-Pädagogik kommt dem Performance vor der Pause zugute. Miriam Schmids feine Debüt-Choreografie, der intensive Körperarbeit mit den Tänzerinnen vorausgegangen ist, kommt durch den Überfluss an Knittelversen erst so richtig zur Geltung.
Bretterhaus: „Die 7. Auch deine Todsünde ist dabei“, Tanzperformance & Theaterereignis („septem“ / Circus Infernalis“), Uraufführung am 22. April 2015. OFF Theater Wien.
Weitere Vorstellungen: 28.4., 15.6. 2015.