Im Rahmen des Festivals Wien Modern präsentierte die französische Compagnie Léda von Maud le Pladec mit „Democracy“ choreografierte Musik mit dem Ensemble Tactus, das neben einer Eigenkomposition Werke von Julia Wolf und Francesco Filidei interpretierte.
Vier Schlagzeuge stehen auf der Bühne, acht Menschen rennen herum, jeder macht auf den Instrumenten Krach, bis einer dranbleibt und einen regelmäßigen Rhythmus etabliert. Nach und nach trennen sich die MusikerInnen von den TänzerInnen und das Konzert beginnt. Im Laufe der knappen Stunde werden die SchlagwerkerInnen mit ihren Schlagzeugen entlang horizontaler Linien verschoben und befinden sich jeweils in unterschiedlichen Anordnungen zueinander. Ihre rhythmisch-dynamischen Bewegungen, mit der sie die Musik erzeugen, haben eine eigene choreografische Qualität. Großartig und mitreißend spielen sie die spannenden Werke von Julia Wolf und Francesco Filidei.
Gegenüber soviel Klanggewalt gepaart mit ausladenden Aktionen tun sich die vier TänzerInnen zwangsläufig schwer, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Außerdem hat sich die Choreografin mit dem Thema „Democracy“ wohl etwas viel vorgenommen, denn der Einladung an das Publikum, in den angerissenen Tänzeraktionen auch noch „die unbeständige Natur eines kollektiven Körpers und seiner widersprüchlichen Kräfte zu erleben“ (Programmheft), konnte ich nicht nachkommen. Vielleicht verweist die Musik, wenn sie wie Gewehrsalven klingt, wenn die TänzerInnen immer wieder zu Boden fallen und wieder aufstehen auf die jüngsten Demokratiebewegungen. Vielleicht ist ihr Zittern die Angst vor der staatlichen Gewalt. Vielleicht bezieht sich das ihr Gerangel auf Konflikte der Demokratiebewegungen. Oder ist das eine (zu) banale Interpretation? Wenn die TänzerInnen die MusikerInnen manipulieren, sie in Positionen bewegen und einfrieren lassen, wirkt das jedenfalls auch bei Maud de Pladec verlegen und konstruiert.
Im Tanzquartier Wien wurde „Democracy“ als work in progress im Rahmen der Trilogie "To Bang on a Can" (so benannt nach dem Musikprojekt der amerkanischen KomponistInnen Julia Wolf, David Lang und Michael Gordon) aufgeführt. Bis zu seiner Premiere im November beim Festival Mettre en Scene, könnte die Choreografin daher durchaus noch schlüssigere Antworten auf diese Fragezeichen finden.
Diese konnten aber dem Impakt des Abends keinen Abbruch tun, denn wir erlebten zweifelsohne ein musikalisch großartiges und visuell attraktives Konzert.
Léda – Maud le Pladec „Democracy“ (work in progress) am 20. Oktober 2013 im Tanzquartier Wien in Rahmen von Wien Modern